Benötigten die Götter der Antike einen eigenen Swimming-Pool? Wer sich diese Frage schon einmal gestellt haben sollte, findet nun auf Sizilien die Antwort – zumindest für die Phönizier. Eine aktuelle historisch-archäologische Studie hat ergeben, dass eine Anlage, die bislang für einen befestigten Hafen gehalten wurde, eigentlich ein Becken für die Götter war. Tatsächlich erfüllte sie aber ebenfalls für die Menschen von vor rund 2500 Jahren einen überaus praktischen Zweck.
Anlage bereits vor 100 Jahren ausgegraben
Studierende der Geschichtswissenschaften lernen bereits im ersten Semester, dass Darstellungen der Vergangenheit stets konstruiert sind. Es gibt schließlich immer etwas, was wir nicht wissen, sondern nur vermuten können. Der Pool, der einst in der antiken Stadt Motya lag und gegen 550 vor Christus erbaut wurde, ist ein hervorragendes Beispiel. Er wurde mit dem Rest der Gebäude der damaligen Metropole nach einem Heereszug der Karthager errichtet, bei der die vorherige Siedlung komplett zerstört wurde. Als die Anlage in den 1920er Jahren erstmals ausgegraben wurde, nahmen die damaligen Archäologen deshalb an, dass es sich um einen befestigten Hafen handelte. Dieser sollte davor schützen, dass sich das Schicksal wiederholen würde.
Eigentlich Pool für die Navigation nach den Sternen
Neuere Ausgrabungen offenbarten jedoch, dass der Pool keinerlei Verbindung zum Meer hatte. Deshalb wurden weitere Untersuchungen angeordnet. Diese stellten fest, dass die vermeintlichen Wehranlagen eigentlich den Göttern geweihte Tempel waren. Das Rätsel war damit gelöst: Die Phönizier navigierten nach den Sternen. Hierfür errichteten sie an Land gewaltige Becken, in denen sich jene spiegelten. Auf diese Weise war es möglich, den Kurs zu planen. Die Anlagen waren deutlich größer als heutige olympische Pools. Da die Sterne ihrer Meinung nach göttlicher Herkunft waren, mussten die Becken entsprechend geweiht und von Priestern unterhalten werden. Sie waren auch die einzigen Personen (neben den Göttern), die tatsächlich in den Pools baden durften.